Einmal Lettland und zurück
Hallo Franz,
da bin ich wieder! Naja, eigentlich bin ich schon seit drei Tagen zurück, aber ich merke gerade, dass das Tagebuchschreiben schon merklich von seinem Reiz eingebüßt hat... :-)
Lettland war eine nette Abwechslung - ich kenne Riga ziemlich gut, allerdings nur im Sommer. Im Winter ist es kalt, zwischen 12 und 14 Uhr freundlich grau, ansonsten ist es Nacht ! Und es regnet ununterbrochen. Ich hatte allen Freunden erzählt, wir würden auf einem Schiff die Ostseeküste entlangfahren und unsere Seminare an Bord haben - ich fand die Idee ziemlich abgefahren und olle Robert Bosch durchaus zuzutrauen.
Naja, ich hätte die emails ruhig zu Ende lesen sollen, dann hätte ich es besser gewusst. Wir haben drei Tage in der Uni von Liepaja ( Open Space und Erfahrungsaustausch ) und 4 Tage in der Uni von Ventspils ( Weiterbildung in Organisationsmanagement ) verbracht - die liegen beide direkt am Strand, fünf Stunden voneinander entfernt. Als Shuttle diente uns anstelle eines romantischen Kreuzfahrtschiffes ein alter Bus.
Ich habe mich allerdings zu Lil ins Auto gesetzt, um dem Bus vorauszufahren. Lil ist eine wirklich tolle Frau! Sie ist super sympathisch, sehr herzlich und immer gut gelaunt. Sie ist die Lektorin in Ventspils und damit für das Rahmenprogramm verantwortlich gewesen. Außerdem scheint sie leidenschaftliche Autofahrerin zu sein, und so rasten wir bei ohrenbetäubender lettischer Popmusik über die vereisten Buckelpisten Lettlands in die Nacht hinaus.
Wir kamen ein gutes Stück voran, bis uns der eine Hinterreifen platzte. Nicht ganz so weit kamen wir, bis auch das Reserverad es im Angesicht eines tiefen Schalglochs mit der Angst bekam und sich im wahrsten Sinne des Wortes verflüchtigte. Und so standen wir die halbe Nacht im strömenden Regen und räumten das Auto ein und aus, beziehungsweise ich wechselte die Reifen.
Lil meinte, das sei ihr "ÜBERHAUPT NOCH NIE" passiert in Lettland und ich habe ihr bestimmt Unglück gebracht ( weil ich ihr gesagt hatte, dass mir das schon paarmal passiert sei ) - ich behaupte, es lag wohl eher an dem Umstand, dass sie zielsicher in jedes Schlagloch reingefahren ist. Jedenfalls sind wir danach wirklich langsam gekrochen, weil beide Autos kein Ersatzrad mehr hatten und die Wälder Lettlands des Nächtens ziemlich einsam sind. Ich war natürlich der Held des Abends ( auch wenn ich ziemlich schlammig aussah ) und kein Gorilla hätte nach seinem Outing seine Männlichkeit besser unter Beweis stellen können - uhahaha...
In Ventspils wurde es dann ziemlich langweilig. Wir hatten jeden Tag von morgens bis abends Unterricht in meinem Masterprogramm. Die Professoren aus Hildesheim sind durchweg nett, aber dermaßen dröge, dass wir alle zu kämpfen hatten - zumal der Netzwerkgedanke des Lektorenprogramms oft nur darin besteht, möglichst lange aufzubleiben und möglichst viel getrunken zu haben. Ich für meinen Teil musste mal wieder feststellen, dass ich in so vieler Hinsicht nicht das geborene Gruppentier bin.
Lil und Kristin haben es aber geschafft, ein wirklich schönes Rahmenprogramm auf die Beine zu bringen, mit tollen Ausflügen, Empfängen, lettischer Schlammsauna und immer wieder Ostsee bei allen Wetterlagen. Wir haben es sogar bis auf die Titelseite der Zeitungen geschafft. Auf die Frage, wieso die Robert Bosch Stiftung ihre Fortbildungen in Ventspils abhält, wurde unsere Chefin mit den Worten zitiert, Ventspils sei nunmal die schönste Stadt Europas... :-)
Zum Ende bin ich dann noch mit Hanna, Corinna, Petra und Veicco nach Riga gefahren, um die Stadt auch mal bei Regen gesehen zu haben. Es war der Abschluss einer sehr intensiven Woche mit ihnen und es tat mir leid, dass ich sie für so lange Zeit nicht mehr sehen werde. Wir waren alle sehr still als wir uns verabschiedeten.
Zurück flog ich wieder über Berlin und konnte noch Flo im Laden aushelfen! Der Laden ist richtig klasse geworden, und Flo werkelt nach wie vor jeden Tag an irgendwelchen neuen Regalen herum. Alle Passanten bleiben neugierig stehen und schießen Photos - neulich hat ein arabischer Kunde ein Hochglanzmagazin aus Saudi - Arabien mitgebracht, auf dem der Laden auf 2 Hochglanzseiten exklusiv porträtiert wurde. Wir wussten davon gar nichts.
Ich habe jedenfalls meine Orangina - Tafel zu Ende gemalt und mich zum Tarot spielen mit Sebastian und Jörg ins Schaufenster gesetzt. Kann ich jedem nur empfehlen! Ich blieb dann sogar noch einen Tag länger, weil ich am nächsten Morgen meinen Rückflug verpasst habe ( und das nach einer Woche Organisations- und Zeitmanagement... ).
Das waren die 2 Wochen. Jetzt sitze ich wieder in Pécs, korrigiere die letzten Klausuren und Semesterarbeiten und warte auf die Grundprüfung am Dienstag, wo ich in der Prüfungskommision sitze und die Germanisten mit Landeskunde malträtiere. Derweil sind meine Sprechstunden endlich knackevoll, weil die Studenten ihre Abschlussnoten in ihr Studienbuch eingetragen bekommen wollen.
Der Stress ist endlich vorbei, wie schön ist Weihnachten!
da bin ich wieder! Naja, eigentlich bin ich schon seit drei Tagen zurück, aber ich merke gerade, dass das Tagebuchschreiben schon merklich von seinem Reiz eingebüßt hat... :-)
Lettland war eine nette Abwechslung - ich kenne Riga ziemlich gut, allerdings nur im Sommer. Im Winter ist es kalt, zwischen 12 und 14 Uhr freundlich grau, ansonsten ist es Nacht ! Und es regnet ununterbrochen. Ich hatte allen Freunden erzählt, wir würden auf einem Schiff die Ostseeküste entlangfahren und unsere Seminare an Bord haben - ich fand die Idee ziemlich abgefahren und olle Robert Bosch durchaus zuzutrauen.
Naja, ich hätte die emails ruhig zu Ende lesen sollen, dann hätte ich es besser gewusst. Wir haben drei Tage in der Uni von Liepaja ( Open Space und Erfahrungsaustausch ) und 4 Tage in der Uni von Ventspils ( Weiterbildung in Organisationsmanagement ) verbracht - die liegen beide direkt am Strand, fünf Stunden voneinander entfernt. Als Shuttle diente uns anstelle eines romantischen Kreuzfahrtschiffes ein alter Bus.
Ich habe mich allerdings zu Lil ins Auto gesetzt, um dem Bus vorauszufahren. Lil ist eine wirklich tolle Frau! Sie ist super sympathisch, sehr herzlich und immer gut gelaunt. Sie ist die Lektorin in Ventspils und damit für das Rahmenprogramm verantwortlich gewesen. Außerdem scheint sie leidenschaftliche Autofahrerin zu sein, und so rasten wir bei ohrenbetäubender lettischer Popmusik über die vereisten Buckelpisten Lettlands in die Nacht hinaus.
Wir kamen ein gutes Stück voran, bis uns der eine Hinterreifen platzte. Nicht ganz so weit kamen wir, bis auch das Reserverad es im Angesicht eines tiefen Schalglochs mit der Angst bekam und sich im wahrsten Sinne des Wortes verflüchtigte. Und so standen wir die halbe Nacht im strömenden Regen und räumten das Auto ein und aus, beziehungsweise ich wechselte die Reifen.
Lil meinte, das sei ihr "ÜBERHAUPT NOCH NIE" passiert in Lettland und ich habe ihr bestimmt Unglück gebracht ( weil ich ihr gesagt hatte, dass mir das schon paarmal passiert sei ) - ich behaupte, es lag wohl eher an dem Umstand, dass sie zielsicher in jedes Schlagloch reingefahren ist. Jedenfalls sind wir danach wirklich langsam gekrochen, weil beide Autos kein Ersatzrad mehr hatten und die Wälder Lettlands des Nächtens ziemlich einsam sind. Ich war natürlich der Held des Abends ( auch wenn ich ziemlich schlammig aussah ) und kein Gorilla hätte nach seinem Outing seine Männlichkeit besser unter Beweis stellen können - uhahaha...
In Ventspils wurde es dann ziemlich langweilig. Wir hatten jeden Tag von morgens bis abends Unterricht in meinem Masterprogramm. Die Professoren aus Hildesheim sind durchweg nett, aber dermaßen dröge, dass wir alle zu kämpfen hatten - zumal der Netzwerkgedanke des Lektorenprogramms oft nur darin besteht, möglichst lange aufzubleiben und möglichst viel getrunken zu haben. Ich für meinen Teil musste mal wieder feststellen, dass ich in so vieler Hinsicht nicht das geborene Gruppentier bin.
Lil und Kristin haben es aber geschafft, ein wirklich schönes Rahmenprogramm auf die Beine zu bringen, mit tollen Ausflügen, Empfängen, lettischer Schlammsauna und immer wieder Ostsee bei allen Wetterlagen. Wir haben es sogar bis auf die Titelseite der Zeitungen geschafft. Auf die Frage, wieso die Robert Bosch Stiftung ihre Fortbildungen in Ventspils abhält, wurde unsere Chefin mit den Worten zitiert, Ventspils sei nunmal die schönste Stadt Europas... :-)
Zum Ende bin ich dann noch mit Hanna, Corinna, Petra und Veicco nach Riga gefahren, um die Stadt auch mal bei Regen gesehen zu haben. Es war der Abschluss einer sehr intensiven Woche mit ihnen und es tat mir leid, dass ich sie für so lange Zeit nicht mehr sehen werde. Wir waren alle sehr still als wir uns verabschiedeten.
Zurück flog ich wieder über Berlin und konnte noch Flo im Laden aushelfen! Der Laden ist richtig klasse geworden, und Flo werkelt nach wie vor jeden Tag an irgendwelchen neuen Regalen herum. Alle Passanten bleiben neugierig stehen und schießen Photos - neulich hat ein arabischer Kunde ein Hochglanzmagazin aus Saudi - Arabien mitgebracht, auf dem der Laden auf 2 Hochglanzseiten exklusiv porträtiert wurde. Wir wussten davon gar nichts.
Ich habe jedenfalls meine Orangina - Tafel zu Ende gemalt und mich zum Tarot spielen mit Sebastian und Jörg ins Schaufenster gesetzt. Kann ich jedem nur empfehlen! Ich blieb dann sogar noch einen Tag länger, weil ich am nächsten Morgen meinen Rückflug verpasst habe ( und das nach einer Woche Organisations- und Zeitmanagement... ).
Das waren die 2 Wochen. Jetzt sitze ich wieder in Pécs, korrigiere die letzten Klausuren und Semesterarbeiten und warte auf die Grundprüfung am Dienstag, wo ich in der Prüfungskommision sitze und die Germanisten mit Landeskunde malträtiere. Derweil sind meine Sprechstunden endlich knackevoll, weil die Studenten ihre Abschlussnoten in ihr Studienbuch eingetragen bekommen wollen.
Der Stress ist endlich vorbei, wie schön ist Weihnachten!
phisch78 - 16. Dez, 21:53