Rumänien die Dritte
Liebes Franz, ich sag's gleich vorweg: unser Seminar lief szuper, nagyon jó ( Jézsus Máriá )! Bei strahlendem Sonnenschein fuhr ich mit 5 meiner Studenten Richtung Szeged, zu sechst in einem 50 -Mann - Bus. Wir waren auf alles Mögliche vorbereitet, ich hatte sogar Drucker, Scanner und komplette Büroausstattung eingepackt.
Meine 4 Mädels und Balázs hatten für selbstgemachten Wein aus Szekszárd und gebrannten Pálinka gesorgt, so dass wir während unseres Zwischenstopps in Szeged bei bester Laune die Stadt und die Kaffeehäuser erkundeten. Hier trafen wir auch auf Regina und ihre 5 Studenten, äh -innen. Die Ungarn ( -INNEN! ) schlossen sich sogleich ins Herz, und so konnten wir unbeschwert unseren Weg nach Timisoara fortsetzen.
An der Grenze zu Rumänien verloren wir zunächst kurz die Nerven und anschließend unsere Emese, deren Ausweis leider ungültig war... :-) Wir mussten also wieder zurück nach Szeged und ein weiteres Mal dem Dekan aus Timisoara unter Beweis stellen, dass wir der typisch deutschen Pünktlichkeit nicht allzu zugetan sind.
Dieser erwartete uns beim gemeinsamen Begrüßungsempfang mit mehreren 5 - Liter - Kanistern Palinkas und roten Weines ( die auch die kommenden Tage zur Freude Balázs' immer wieder aufgefüllt wurden ), hielt eine etwas merkwürdige und vor allem ziemlich anzügliche Rede und brachte dadurch seinen ambitionierten und überkorrekten Vizedekan ( "Luci" ) zum Erröten.
Anschließend spielten wir ein paar alberne, aber sehr wilde Kennenlernspiele, mit denen wir die Namen und die Herzen der StudentINNEN(!) ( und die erstaunten Blicke des Busfahrers und des Vizedekans ) eroberten. Auch auf rumänischer Seite nahmen 9 Studentinnen teil, so dass mich Balázs, ein gestandener Triathlet und Metalfan, ein wenig ängstlich anschaute, sollte er doch die kommenden Tage allein unter 18 Kommilitoninnen zubringen...:-)
Am nächsten Morgen dann die offizielle Begrüßung durch Dekan, Vizedekan und einige teilnehmende Professoren. Wit tauschten wieder sehr warme und unseriöse Worte aus, dann übergaben wir Unmengen von Gastgeschenken. Dem Dekan übergab ich peinlicherweise die Tüte mit dem Damenhalstuch meiner Fakultät, unsere rumänische Kollegin Rita wollte aber die ihr überreichte Krawatte nicht mehr hergeben, weil sie meinte, sie könne diese wunderbar weiterverschenken...
Die Reden endeten ganz plötzlich, und dann waren wir mittendrin in unserem Seminar. Mir rutschte das Herz in die Hose, weil doch 2 Professoren als Fachgäste das Seminar verfolgen wollten, einer von ihnen als Gastprofessor meiner alten Humboldt - Universität. Die erste Unterrichteinheit oblag mir, ich stellte mich in die Mitte der Konferenztische und hampelte furchtbar herum. Regina meinte aber später, ich habe ziemlich tough gewirkt, auch wenn sie persönlich meine Nervosität gespürt habe.
Der merkwürdige HU - Professor entpuppte sich als Nichtverfassungsrechtler und der rumänische Professor war mehr als freundlich und zurückhaltend, so dass wir nach der ersten Stunde in unserem Element angekommen waren. Regina und ich teilten uns den Unterrichtsstoff - und auch den Unterrichtsstil - ziemlich strikt auf, so dass wir ein ganz passables Team bildeten und nur selten aneinander gerieten. Das änderte nichts an dem Umstand, dass ich neben der eher ruhigen Regina manchmal ganz schön wie ein Hampelmann wirkte, ständig über irgendwelche Sachen stolperte und gleich am ersten Tag das schicke Powerpointboard mit meinem Permanetmarker beschrieb...:-(
Mit im Boot saß auch Rita, eine ziemlich coole Dozentin aus Timisoara, die die Arbeiten der rumänischen Studentinnen betreut hatte und vor allem großen Spaß an den ganzen Spielen wie "Kleiner Hai - tut tut, tuttutt tuttutt" hatte. Wir hörten zusammen 5 Tage lang von morgens bis nachmittags durchwegs klasse Vorträge, verglichen die Verfassungssysteme Deutschlands, Ungarns und Rumäniens untereinander, erstellten unzählige Schaubilder und "aßen" dutzende Feedbackburger, bei denen unsere Schäfchen analysierten, wie ihr Auftreten / Rhetorik auf den Rest der Gruppe wirkte.
Von ihrem schüchternen Auftreten abgesehen waren die StudentInnen allerdings allesamt top, sowohl sprachlich als auch fachlich. Im Laufe der Woche mussten Regina und ich immer weniger Anstöße geben, die Diskussionen entwickelten sich von selbst.
Die letzten 2 Tage verblieben uns für unser Planspiel, bei dem wir unsere Studenten zu Verfassungsrichtern und Krisenstäben einteilten, um dem übel mitgespielten Bundesrat bei einer ausgemachten Riesenschweinerei seitens unserer Kanzlerin Angela Dorothea zur Seite zu springen. Die Abschlusspräsentation in Form dreier kurzer Theaterstücke ( teils sogar im Kostüm ) stand zwar fachlich dem Charme und dem Witz der Inszenierungen etwas nach, was aber auch dem Umstand geschuldet war, dass wir unsere vorabendliche Weinprobe in Villány gut genutzt hatten!
Unser eigener Feedbackburger fiel entsprechend lecker aus, auch wenn Regina sich überschwenglich bei Balázs und Vlad als die "einzig männlichen Teilnehmer" bedankte und mich dabei mal eben übersah....Wir schauten sehr stolz auf die vorangegangenen 8 Tage zurück und der Abschied von den Studenten fiel uns sehr schwer. Sie haben uns einfach alleine gelassen - mit dem noch zu schreibenden Arbeitsbuch und auch sonst.
Allerdings werden wir schon im Mai ein ähnliches Projekt zum Europarecht in Osijek ( Kroatien ) haben. Die Kollegin dort haben wir gleich schonmal besucht und sind auch dort guter Dinge ( zumal Osijek im Mai sicherlich ziemlich angenehm ist ). Die Gelder haben wir jedenfalls schlußendlich zusammenbekommen und sogar die Reise in die Ukraine mit meiner Theatergruppe steht mittlerweile.
Nun sitze ich gerade im Zug nach Budapest und bereite mich auf eine Woche Fortbildung im schönen alten Brandenburg vor. Meinem Masterstudiengang bin ich nicht gerade sehr treu gewesen und ich hoffe er wird es mir nicht allzu übel nehmen. Die Landschaft ist fast so bunt wie die Ringelblumen, die das gesamte Mecsek erobert haben.
Es wird ein heißer Sommer - hurra!
Meine 4 Mädels und Balázs hatten für selbstgemachten Wein aus Szekszárd und gebrannten Pálinka gesorgt, so dass wir während unseres Zwischenstopps in Szeged bei bester Laune die Stadt und die Kaffeehäuser erkundeten. Hier trafen wir auch auf Regina und ihre 5 Studenten, äh -innen. Die Ungarn ( -INNEN! ) schlossen sich sogleich ins Herz, und so konnten wir unbeschwert unseren Weg nach Timisoara fortsetzen.
An der Grenze zu Rumänien verloren wir zunächst kurz die Nerven und anschließend unsere Emese, deren Ausweis leider ungültig war... :-) Wir mussten also wieder zurück nach Szeged und ein weiteres Mal dem Dekan aus Timisoara unter Beweis stellen, dass wir der typisch deutschen Pünktlichkeit nicht allzu zugetan sind.
Dieser erwartete uns beim gemeinsamen Begrüßungsempfang mit mehreren 5 - Liter - Kanistern Palinkas und roten Weines ( die auch die kommenden Tage zur Freude Balázs' immer wieder aufgefüllt wurden ), hielt eine etwas merkwürdige und vor allem ziemlich anzügliche Rede und brachte dadurch seinen ambitionierten und überkorrekten Vizedekan ( "Luci" ) zum Erröten.
Anschließend spielten wir ein paar alberne, aber sehr wilde Kennenlernspiele, mit denen wir die Namen und die Herzen der StudentINNEN(!) ( und die erstaunten Blicke des Busfahrers und des Vizedekans ) eroberten. Auch auf rumänischer Seite nahmen 9 Studentinnen teil, so dass mich Balázs, ein gestandener Triathlet und Metalfan, ein wenig ängstlich anschaute, sollte er doch die kommenden Tage allein unter 18 Kommilitoninnen zubringen...:-)
Am nächsten Morgen dann die offizielle Begrüßung durch Dekan, Vizedekan und einige teilnehmende Professoren. Wit tauschten wieder sehr warme und unseriöse Worte aus, dann übergaben wir Unmengen von Gastgeschenken. Dem Dekan übergab ich peinlicherweise die Tüte mit dem Damenhalstuch meiner Fakultät, unsere rumänische Kollegin Rita wollte aber die ihr überreichte Krawatte nicht mehr hergeben, weil sie meinte, sie könne diese wunderbar weiterverschenken...
Die Reden endeten ganz plötzlich, und dann waren wir mittendrin in unserem Seminar. Mir rutschte das Herz in die Hose, weil doch 2 Professoren als Fachgäste das Seminar verfolgen wollten, einer von ihnen als Gastprofessor meiner alten Humboldt - Universität. Die erste Unterrichteinheit oblag mir, ich stellte mich in die Mitte der Konferenztische und hampelte furchtbar herum. Regina meinte aber später, ich habe ziemlich tough gewirkt, auch wenn sie persönlich meine Nervosität gespürt habe.
Der merkwürdige HU - Professor entpuppte sich als Nichtverfassungsrechtler und der rumänische Professor war mehr als freundlich und zurückhaltend, so dass wir nach der ersten Stunde in unserem Element angekommen waren. Regina und ich teilten uns den Unterrichtsstoff - und auch den Unterrichtsstil - ziemlich strikt auf, so dass wir ein ganz passables Team bildeten und nur selten aneinander gerieten. Das änderte nichts an dem Umstand, dass ich neben der eher ruhigen Regina manchmal ganz schön wie ein Hampelmann wirkte, ständig über irgendwelche Sachen stolperte und gleich am ersten Tag das schicke Powerpointboard mit meinem Permanetmarker beschrieb...:-(
Mit im Boot saß auch Rita, eine ziemlich coole Dozentin aus Timisoara, die die Arbeiten der rumänischen Studentinnen betreut hatte und vor allem großen Spaß an den ganzen Spielen wie "Kleiner Hai - tut tut, tuttutt tuttutt" hatte. Wir hörten zusammen 5 Tage lang von morgens bis nachmittags durchwegs klasse Vorträge, verglichen die Verfassungssysteme Deutschlands, Ungarns und Rumäniens untereinander, erstellten unzählige Schaubilder und "aßen" dutzende Feedbackburger, bei denen unsere Schäfchen analysierten, wie ihr Auftreten / Rhetorik auf den Rest der Gruppe wirkte.
Von ihrem schüchternen Auftreten abgesehen waren die StudentInnen allerdings allesamt top, sowohl sprachlich als auch fachlich. Im Laufe der Woche mussten Regina und ich immer weniger Anstöße geben, die Diskussionen entwickelten sich von selbst.
Die letzten 2 Tage verblieben uns für unser Planspiel, bei dem wir unsere Studenten zu Verfassungsrichtern und Krisenstäben einteilten, um dem übel mitgespielten Bundesrat bei einer ausgemachten Riesenschweinerei seitens unserer Kanzlerin Angela Dorothea zur Seite zu springen. Die Abschlusspräsentation in Form dreier kurzer Theaterstücke ( teils sogar im Kostüm ) stand zwar fachlich dem Charme und dem Witz der Inszenierungen etwas nach, was aber auch dem Umstand geschuldet war, dass wir unsere vorabendliche Weinprobe in Villány gut genutzt hatten!
Unser eigener Feedbackburger fiel entsprechend lecker aus, auch wenn Regina sich überschwenglich bei Balázs und Vlad als die "einzig männlichen Teilnehmer" bedankte und mich dabei mal eben übersah....Wir schauten sehr stolz auf die vorangegangenen 8 Tage zurück und der Abschied von den Studenten fiel uns sehr schwer. Sie haben uns einfach alleine gelassen - mit dem noch zu schreibenden Arbeitsbuch und auch sonst.
Allerdings werden wir schon im Mai ein ähnliches Projekt zum Europarecht in Osijek ( Kroatien ) haben. Die Kollegin dort haben wir gleich schonmal besucht und sind auch dort guter Dinge ( zumal Osijek im Mai sicherlich ziemlich angenehm ist ). Die Gelder haben wir jedenfalls schlußendlich zusammenbekommen und sogar die Reise in die Ukraine mit meiner Theatergruppe steht mittlerweile.
Nun sitze ich gerade im Zug nach Budapest und bereite mich auf eine Woche Fortbildung im schönen alten Brandenburg vor. Meinem Masterstudiengang bin ich nicht gerade sehr treu gewesen und ich hoffe er wird es mir nicht allzu übel nehmen. Die Landschaft ist fast so bunt wie die Ringelblumen, die das gesamte Mecsek erobert haben.
Es wird ein heißer Sommer - hurra!
phisch78 - 4. Apr, 17:06
und
"Das änderte nichts an dem Umstand, dass ich neben der eher ruhigen Regina manchmal ganz schön wie ein Hampelmann wirkte, ständig über irgendwelche Sachen stolperte und gleich am ersten Tag das schicke Powerpointboard mit meinem Permanetmarker beschrieb...:-( "
Dafür haben Dich die Studentinnen trotzdem angebetet und ich mir einiges von Deiner "nichtruhigen Art" abgeschaut :-)
Bin gespannt auf Kroatien.
Vigyjazz magadra Ukrainaban!!